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Nachlese der Ausstellung in der Orangerie

Eröffnungsrede von Friedericke Breier M.A.


Im Flow Ausstellung von Sabine Kühner und Barbara Schricke Orangerie im Englischen Garten

Im Flow - So lautet der Titel, den Sabine Kühner und Barbara Schricke für ihre Ausstellung gewählt haben. Im Flow zu sein - heißt im wissenschaftlichen Sinn, also nüchtern betrachtet, die Mühelosigkeit eines Handlungsablaufs, das Verschmelzen von Handlung und Bewusstsein sowie die Veränderung des Zeiterlebens.

Im Flow zu sein - während des eigenen Malprozesses - bedeutet für die beiden Künstlerinnen ein zeitloses in Bewegung bleiben, ein Aufgehen in dieser Tätigkeit und damit Eins zu sein mit dem eigenen Tun. Für beide beinhaltet dies aber noch viel mehr, nämlich ein Ergriffen sein von etwas, dass seine eigene innere Logik hat.

Beiden gemeinsam ist, dass die Farbe den Impuls gibt. Die Farbe gibt im wahrsten Sinne des Wortes den Ton an. Jeder Schritt ergibt sich aus dem Vorhergehenden. Eine Farbe fordert die nächste und daraus entwickelt sich die Form, die die Beziehung zwischen den Farbflächen definiert.

Gemeinsames findet sich auch in ihren Biografien. Kennengelernt haben sich die Beiden vor einiger Zeit während des Studiums an der Freien Akademie Kolbermoor in der Klasse von Markus Lüpertz. Ihre Lebenswege hatten sich allerdings, ohne es zu wissen, bereits vorher gekreuzt. Beide kommen aus Frankfurt und haben an der gleichen Schule ihr Abitur absolviert. Dem folgt nun die erste gemeinsame Ausstellung der beiden Künstlerinnen, die in ihren Arbeiten unterschiedliche Ansätze verfolgen.

Bei Barbara Schricke ist es ein Ineinander, Übereinander, Miteinander der Farben und Formen, die so kommunizieren. Bei einigen Bildern wirbeln kleine leuchtend bunte und grauschwarze Formen wie Farbwolken über die Leinwand. Die hellen Felder scheinen die Dunklen verdrängen zu wollen. Die in vielen Schichten aufgetragene Farbe öffnet mit ihren starken Kontrasten den Bildraum.

Bei anderen Arbeiten scheint die Oberfläche an manchen Stellen transparent und die Leuchtkraft der darunterliegenden Schichten kommt zum Tragen. In manchen Bereichen finden sich Spuren des Farbauftrags mit der Spachtel, sodass das Haptische zum Vorschein kommt. Hier brechen die festen Formen auf und offene Farbfelder entstehen. Die Farben streben dynamisch auseinander oder fließen behäbig ineinander. Sie scheinen sich aus der festen Form befreien zu wollen.

Mit dem beinahe monochromen "This way" findet dies für Barbara Schricke seine konsequente Fortsetzung und Weiterentwicklung hin zu einer offenen Malweise. Einzig eine gelbe Linie, verknotet wie eine Schnur, hebt sich vom Blau ab, unter dem sich die vielen darunterliegenden Farbschichten erahnen lassen. Das Gelb ist für Barbara Schricke wie ein Tau oder Seil, an dem sich der Blick des Betrachters noch festhalten kann.

In den Bildern Sabine Kühners begegnen sich Figuren. Sie treffen zufällig aufeinander, begrüßen sich oder schmiegen sich eng aneinander. Es sind dynamische Begegnungen in der sich die unterschiedlichen Haltungen und

Empfindungen durch die leuchtende kontrastreiche Farbigkeit ausdrücken. Ihre Figuren sind oft eingebettet in eine abstrakte Landschaft und sind mit ihr durch eine besondere Atmosphäre verbunden.

Die Bilder sind Beziehungsbilder, wie Sabine Kühner selbst sagt. Es sind Stimmungen und Gefühle, die bei ihr am Anfang des Malprozesses stehen. Sie bestimmen die Farbe und die Form. Aus dem heraus entsteht der Bezug der Figuren untereinander und zur umgebenden Landschaft. In manchen Bildern sind die Figuren auf wenige klare Formen reduziert, sodass die Grenzen zwischen Figuration und Abstraktion fließend sind.

Dies gilt auch für ihre Landschaften, die in gewisser Weise auch eine Begegnung abstrakter Formen darstellen. Sie sind ebenfalls getragen von einer emotionalen Gestimmtheit und bleiben in ihren Titeln gleichzeitig geheimnisvoll. In den jüngsten Arbeiten ist es der Wald, der es Sabine Kühner angetan hat. In "Waldbaden" verschmelzen Figur und Landschaft. Ihre Bäume scheinen zu tanzen - Landschaft wird zum Träger menschlicher Emotionen.

Bei aller Unterschiedlichkeit der beiden Künstlerinnen fügt sich die Ausstellung zu einem harmonischen Ganzen. Wir dürfen gespannt sein, was da in Zukunft noch kommt.

Friederike Breier

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